Am 26.02.2016 wurde der erste Beitrag des Faultiers hier veröffentlicht. Eine Woche vorher wurde ich zu diesem Projekt inspiriert und es gab mir einen gewissen Antrieb. Die Art von Antrieb, die ich Monate zuvor so schmerzlich vermisst hatte. Dieser gab mir das Gefühl endlich wieder etwas sinnvolles machen zu können. Nach 3 Monaten, in denen mein größter Antrieb daraus bestand, den Tag irgendwie zu überleben, um am nächsten Morgen hoffentlich nicht mehr aufzuwachen, war das nun endlich eine sinnvolle Aufgabe. Eine Aufgabe für die Zukunft der nächsten Wochen und Monate.
Welches ist dein nächstes Projekt?
Neu war der Optimismus und Tatendrang, der sich in mir ausbreitete. Zurückblickend war es genau das richtige Projekt für mich. Neige ich doch stark dazu mehrere Projekte anzufangen, aber davon keines wirklich zu Ende bringen. Oft bekomme ich noch viele weitere Ideen, welche ein Projekt schnell zu komplex werden lassen.Hinzu kommt die Angst etwas endgültig abzuschließen, weil es ja noch nicht perfekt sein könnte.
Mit meinem Blog konnte ich die Anfangseuphorie perfekt dazu nutzen um die Infrastruktur(Webspace kaufen, Domains kaufen und Programmierung und Design der Seite) einzurichten und meine ersten Gedanken nieder zu schreiben. Das war also abgeschlossen. Ich hatte es tatsächlich geschafft ein Projekt soweit voran zu bringen, dass auch für andere Menschen etwas davon sichtbar wurde - nur eine Woche vorher war das noch undenkbar gewesen. Das sollte man sich vor Augen halten, um zu verstehen, was ich diesem Projekt für einen hohen Stellenwert in meiner Krankheitsgeschichte einräume.
Erster Inhalt der Seite im Live-Betrieb ohne Button
Mit diesem Bild als Hintergrund fing also alles an. Noch gab es nicht viel mehr als diese eine Seite, die den Besucher empfing und ihn auf meine Home-Seite leitete, auf der ich erklärte, was ich vor habe.
Ich schickte den Link an einige Freunde und Familienmitglieder und machte mir Gedanken darüber, wie ich die Beiträge gestalten möchte und ob ich mir eine Deadline setzen sollte, wann Beiträge fertig sein sollten. Diese Idee verwarf ich recht schnell wieder, sehr zur Erleichterung meiner Therapeutin. Ein Antrieb war ja schön und gut, aber zusätzlicher Druck würde alles Positive in diesem Projekt vernichten.
In meinen täglichen Grübelroutinen fest verankert, waren auch die Überlegungen, wie es nur dazu kommen konnte. Ich zog Vergleiche zu Situationen vor einem Jahr, stellte mir Ereignisse mit anderen Parametern vor und versuchte daraus abzulesen, was dann hätte anders gewesen sein können.
Sehr interessante Vorstellungen. Daraus ergab sich die Idee, mein Leben vor der Depression mit meinem jetzigen Leben in der Depression zu vergleichen. Mir fehlte aber noch die Idee, wie ich das ganze zu Papier bringen sollte.
War ich in der Schule in dem Fach Deutsch doch eher recht bescheiden. Zu allem Überfluss bekam ich im Leistungskurs auch noch meinen früheren Klassenlehrer. Ein stark harmoniebedürftiger, sozial unsicherer, drahtiger, hoch gewachsener, junger Mann. Seine Lieblingsbeschäftigung war, seine Schüler einen inneren Monolog eines Protagonisten nach dem anderen schreiben zu lassen. Unsere gegenseitige Wertschätzung war in etwa so hoch, wie die von Donald Trump zu Hillary Clinton. Er fürchtete sich vor schlagfertigen Schülern, ich mich vor seiner Bewertung.
Nun machte sich aber ein Gedanke in mir breit : Warum soll ich nicht schreiben können? Bisher versuchte ich mich ja so anzupassen, dass es in die Vorstellungen einer Richtlinie passte. Reden konnte ich schon immer viel besser. Und das aus dem Stegreif und lange - auch zu mir bis dato unbekannten Themen. Was würde also dabei entstehen, wenn ich einfach genau das aufschreibe, was sich in meinem Kopf formt?
Die Antwort auf diese Frage sind die Beiträge des Faultiers im Faultierblog !
Musik Schauspiel Selbstmitleid
Ein Schauspielstudium, eine große Liebe zu Musik, zu Elvis Presley im Speziellen und Liebeskummer trugen letztlich dazu bei, meine Beiträge so zu gestalten, wie sie nun seit sechs Monaten erscheinen.
“...you know someone said that the world’s a stage and each must play a part”
Durch Depression und Liebeskummer getrieben, hörte ich die langsamsten Songs von Elvis an. Dort sprang mir eine Zeile besonders ins Auge.
Dieser Satz hat mich schon immer berührt, aber jetzt brachte er mich zu der zündenden Idee.
Als Schauspieler bemüht, das Leid und die Freude einer Rolle so zu verkörpern, dass der Zuschauer mitleidet, als wäre es ein Familienmitglied, wollte ich auch meine eigenen Erlebnisse so nah auf den Bildschirm bringen, als wäre der Leser dabei. All die Kleinigkeiten die mir auffallen, auch dem Leser näher zu bringen und ihn so eintauchen zu lassen in meine Gedanken- und Erinnerungswelt.
Ich wollte sie quasi als "Drehbuchabschriften" meiner Gedankenwelt veröffentlichen und darin genauso schreiben, wie ich es auch erzählen würde.
Diese Vergleiche zwischen Früher und der Gegenwart mussten dann jedoch durch den Klinikaufenthalt ruhen. Ich machte mir fleißig Notizen über alles, was mir in den Sinn kam und hielt auch in der Klinik viel fest, was ich dort erlebte. Das möchte ich zuerst noch alles mitteilen, bevor ich wieder Vergleiche ziehe.
Coming up next...
Ich werde in nächster Zeit noch mehr über meine Zeit in der Klinik berichten. Beiträge über andere Themen in der Zwischenzeit möchte ich aber nicht ausschließen.
Kontaktmöglichkeit
Ich beschloss ganz bewusst auf ein System für Kommentare unter meinen Beiträgen zu verzichten. Das wird auch weiterhin so bleiben. Von Freunden und Bekannten wurde mir jetzt aber vermehrt zugetragen, dass es schön wäre, wenn man mich dennoch kontaktieren könnte. Als sie die Seite an andere Betroffene weiterleiteten, hatten diese keinerlei Möglichkeit mit mir zu reden. Das möchte ich jetzt ändern. Ich werde in naher Zukunft ein System testen, dass diese Kontaktaufnahme möglich machen wird. Wie es konkret aussehen wird, entwerfe ich zur Zeit noch.
Herzchen und Likes
Meine Blog-Summary bot die Möglichkeit, Kommentare über eine externe Plattform einzubinden, gegen deren Benutzung ich mich ja, wie oben beschrieben, entschieden habe. Desweiteren gab es im Code eine Art einseitiges Bewertungssystem - positive feedback. Dieses stellte sich im Betrieb als die "Likes" mit den Herzchen heraus. Als ich diese am Ende jeden Beitrags entdeckte, war ich endgültig von ihrer Schwachsinnigkeit überzeugt. Was hat der Leser davon und was habe ich davon? Was ich allerdings auch sah, war, dass sie genutzt wurden! Einen Werbepartner auf Youtube würde ich damit nicht an Land ziehen können, aber offenbar drückten Leser auf diesen Knopf. Vielleicht, weil es für den Leser die einzige Interaktion in die Richtung des Faultiers war und man mich nur so "erreichen" konnte.
Mit dem Erscheinen dieses Beitrags wird dieser Codeschnipsel bereits keine Funktion mehr besitzen und ein "liken" in Zukunft nicht mehr möglich sein
Neuer Inhalt?
Im Alltag erlebe ich immer wieder Situationen, die ich unbedingt festhalten und auch erzählen möchte. Diese haben erst mal nichts mit meiner Krankheit zu tun, aber sie passieren nun mal während ich krank bin. Vielleicht würde ich sie ohne die Krankheit nicht erleben können.
Nun habe ich eine Plattform, auf der ich eigene Beiträge veröffentlichen kann.
Die Frage ist nur : Möchte ich mit mehreren, kurzen Beiträgen, die Auflistung der anderen Beiträge quasi unterbrechen? Sehr ungern!
Die Lösung könnte eine Zweite Übersichtsseite sein, auf der diese kleinen Beiträge zu finden sind. Das könnte dann aber nach Konkurrenz im eigenen Haus aussehen, mit diesen zwei Listen. Vielleicht könnte ich meine Liste auch anpassbar machen, für eigene Filter. So könnte man sich gezielter Kategorien anzeigen lassen.
Das sind flinke Gedanken, die in meinem Gehirn herumschwirren und sich noch nicht recht einfangen und zusammenbringen lassen wollen. Daher lasse ich sie dort noch etwas abreagieren, bis sie müder geworden sind und ich sie besser greifen kann.
Es grüßt herzlich
Das Faultier
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