Faultierblog

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Santana

Schlecht geschlafen, schlecht geträumt, Herz und Kopf laufen Amok und mein Vater kommt gleich vorbei. So beginnt mein Tag, auf den ich mich schon eine ganze Weile riesig gefreut habe. Es ist Summer in the City und heute kommt einer meiner größten Idole. In meiner Jugend spielte ich unheimlich viel E-Gitarre und fand großen Gefallen an dem Musikstil von Carlos Santana. Vor neun Jahren sah ich ihn das letzte mal live - an gleicher Stelle. Insgesamt wird es meine dritte Live-Erfahrung mit diesem Künstler sein.
Nachdem wir in der Stadt noch eine Kleinigkeit gegessen hatten, machen wir uns um kurz vor 16 Uhr auf den Weg zum Konzertgelände. Das frühe Erscheinen lohnt und so stehen wir direkt vorne am Einlass. Nach eineinhalb Stunden öffnen sich die Tore und wir laufen nach vorne zur Bühne. Erste Reihe genau in der Mitte. Besser hätte es nicht laufen können. Jetzt heißt es noch einmal eineinhalb Stunden warten, bis das Konzert endlich beginnt. Zeit, in der ich wieder mal nachdenke und versuche mich fröhlich zu stimmen. Noch habe ich Angst, es nicht genießen zu können. Ein Versuch mich mit einer Party abzulenken ging die Nacht vorher leider schon schief und so hing ich da eher als Trauerklos herum. Ich hoffe also auf die Magie der Livemusik und Santana.
Das Konzert beginnt mit einer Collage der Vergangen 50 Jahre und vielen Eindrücken aus der Woodstock Zeit. Ich kann mir das heute nur vage ausmalen, was dort für eine Stimmung geherrscht haben muss. Während diese Collage auf der Leinwand abläuft, trudeln nach und nach die Musiker ein. Allen voran Frau Santana Cindy Blackman, welche nun seit einiger Zeit die Drums in der Band spielt. Es folgt ein sehr gut gelaunter Bassist und der Rest der Band. Die ersten Töne erklingen und ich bekomme Gänsehaut und kämpfe mit den Tränen. In diesem Moment überwältigen mich meine Schmerzen der letzten Wochen und verschwinden sofort wieder. Ich bin froh hier zu sein und das mitzuerleben. Ich stehe direkt in der Mitte und kann dem Erfinder des Latin-Rock dabei zusehen, wie seine Finger über das Griffbrett huschen. Es ist die pure Freude. Beeindruckend ist die Menge an Percussions, die bei jedem Song eingesetzt werden. Sie verleihen den Songs diese hohe Klangdichte und den unverwechselbaren "Latinklang". Je nach Bedarf lässt Santana dann seine Gitarre singen, weinen, schreien oder lachen. Es ist Balsam für meine Seele. Ich vergesse für gute zwei Stunden den ganzen Mist der letzten Wochen und bin froh, das hier mit meinem Vater erleben zu können.

Am Tag nach dem Konzert ging ich an der Uferpromenade mit ein paar Freunden und einem Wein entlang, wartend auf ein Feuerwerk, als mich von der Seite her jemand rief. Er kam zu mir und erzählte mir, dass er mich gestern auf dem Konzert auf der Leinwand gesehen hätte, wie ich in der ersten Reihe stehe. Verrückt. Aber damit nicht genug. Nach dem Feuerwerk, halb auf dem Heimweg, tippte mich jemand von hinten an. Ich drehte mich um und erkannte einen guten Bekannten aus der Heimat. "Faultier, wusste ich doch, dass ich diese Stimme hier kenne. Ich hab dich gestern übrigens auf der Leinwand bei Santana gesehen." Gibts doch nicht. Ich hoffe die beiden hatten das gleiche, großartige Erlebnis wie ich dort. Es ist die Mischung aus Rock, Pop und Latin, die diese Band so einzigartig macht. Es sind aber auch die positiven und fröhliche Signale, die diese Musik besonders macht. Jedes Konzert hat immer eine Friedensbotschaft und Santana wünscht sich nichts mehr als den Frieden und die Völkerverständigung. Die Botschaften sind klar, aber nicht übermäßig kitschig und schon gar nicht mit der Holzhammermethode vorgetragen. Am Ende war es ein großes Musikfest mit 9000 Menschen, die alle von den Rhythmen und der Gitarre von Santana verzaubert wurden.

Es grüßt herzlich

Das Faultier