Faultierblog

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Die Pfalz, Gefühle, Musik und Ich

Ein jahrelanges, duales Studium mit harten Lernphasen und Berufsstress. Wenn diese Zeit erfolgreich zu Ende geht, will das natürlich gebührend gefeiert werden. Und wie der Zufall es so wollte, sollte ich diese Feier musikalisch begleiten und so machte ich mich an einem sonnigen, heißen Abend auf in die Pfalz. Ich brauchte durch unzählige Baustellen knappe eineinhalb Stunden und war fasziniert von der Landschaft, die sich mir rechts und links der Autobahn bot. Vorbei an Orten wie Gundersheim und Lambsheim, aber auch Frankenthal und Neustadt an der Weinstraße waren dabei. Die Anfahrt durch den Ort zur Location war super schön. Zwischen den Häusern sind kleine Bögen gespannt, um die sich Weinpflanzen schlängeln und die kleine Gasse zu einem echten Hingucker machen. Ich kam also letztendlich an meinem Ziel an und war wieder erstaunt. Diese Location könnte genauso auch in Italien stehen! Mitten in den Weinbergen, ein altes Gebäude, überall Bäume, welche einen schönen Schatten spenden und gepflasterte Wege. Letzteres sollte die ein oder andere Frau an diesem Abend aber noch fluchen lassen, da dünne Absätze und gepflasterte Wege eine natürliche Feindschaft pflegen. Ich entlud meine Technik und baute fix auf, da ich laut Plan nur eine halbe Stunde dafür besaß. Da es sich aber von den Gästen her alles etwas verzögerte, hatte ich danach genug Zeit um mir alles dort anzuschauen. Dabei fand ich diese wunderbare Tafel:

Anm. des Faultiers: Ich verurteile Fahren unter Alkoholeinfluss! Die Botschaft, die man dort reininterpretieren kann, lässt mich dann doch mit einem Schmunzeln zurück. Bei anderen wären die Lampen schon gut am glühen, während es in der Pfalz nach dem dritten Schoppe erst so richtig losgeht. Welch lustiges Völkchen. Allerdings habe ich auch schon andere kennen gelernt, wonach ich mein Sakko reinigen lassen musste.

Als ich in der Schlange zum Buffet anstand, wurde ich dann sogleich von einem Vater eines Absolventen angesprochen, der mit mir über diesen Ort schwärmte und mir sofort von seinem Leben erzählte. Wie er als Polizist noch an der innerdeutschen Grenze war, was sich alles in 30 Dienstjahren verändert hat und er jetzt für die letzten Jahre wieder einen Lehrgang macht. Das Leben ist immer in Bewegung.
Ich aß also einen Teller vom Buffet, war mit den Gedanken aber leider ganz woanders. Da die letzten Wochen nicht die besten in diesem Jahr für mich waren und ich emotional noch mit ganz anderen Dingen beschäftigt war, als anderen Menschen Partymusik zu liefern, überkam mich leichte Übelkeit. Generell war mir im Voraus schon übel gewesen, hatte ich nur daran gedacht arbeiten zu müssen. Ich hatte einfach Angst diese Party musikalisch in eine Beerdigung zu verwandeln. Eine gewisse Aufregung ist normal und ich hatte auf der Bühne auch jedes Mal Lampenfieber des Todes, dieses Mal war es aber anders.
Das alles trat aber in den Hintergrund, als ich hinter dem Pult stand, mir die Kopfhörer um den Hals legte und den ersten Track startete. Den Bass neben mir wummern zu spüren und sich auf die nächsten Tracks zu konzentrieren, verdrängte den Rest.
Legt man in Clubs auf, bekommt man immer mal wieder Anfragen zu bestimmten Songs. Meistens erledigen die sich von ganz alleine, da ich diese Songs entweder noch spiele, oder schon gelaufen sind. Manchmal sind aber auch ein paar richtig gute Vorschläge dabei, die man dann einbauen kann oder aber auch viel zu exotische, die man auf keinen Fall spielt. So oder so, kann man Wünsche fast nie direkt spielen, weil sie einfach momentan nicht in das musikalische Konzept passen. Ein Stilbruch, ein drastischer Beatwechsel, oder aber von der Stimmung, die dieser Song transportiert, gerade unpassend. Da muss man dann Nerven bewahren und die wünschenden Personen immer wieder vertrösten, dass ihr Wunsch noch gespielt wird. An diesem Tag reservierte ich eine Zeit, in der ich nur Musikwünsche spielte. Ist man auf solchen Partys engagiert, kann man schlecht die Wünsche der Gäste und damit Arbeitgeber ignorieren. Das erwartbare Problem war allerdings, dass in dieser Zeit kaum etwas auf der Tanzfläche los war.
Warum ist das so? Schließlich wurden die Songs ja gewünscht und sind nicht einfach so zufällig in meine Decks gefallen. Ohne esoterisch werden zu wollen - es liegt an der Energie, die Songs freisetzen. Im elektronischen Bereich ist das sehr gut zu sehen. Jeder Track hat eine bestimmte Struktur, die darauf abzielt die Energie auf der Tanzfläche hoch und höher zu schrauben, dann kommt ein kleiner Cooldown, die Energie wird danach wieder aufgebaut und findet ihren Höhepunkt nach dem sogenannten Drop. Hier ein Beispiel: Die Menschen fiebern gerade dem Höhepunkt entgegen und sind bereit voll abzufeiern, als der DJ den Drop nutzt um einen Song zu bringen, der nicht im Ansatz das Energielevel des vorherigen Tracks besitzt. Ich finde diese Aktion tatsächlich ziemlich gelungen, man muss sich aber sicher sein, dass die Menge Humor versteht und nicht direkt wütend den Club verlässt.

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Da die tanzende Menge immer weniger wurde, musste ich dieses Experiment einstellen, mich darauf konzentrieren wieder tanzbare Songs zu bringen und Musikwünsche zwischendurch einfließen zu lassen. So wie es sonst auch üblich ist. Was mich da zu diesem kleinen Experiment bewogen hatte - ich weiß es nicht.
Insgesamt fand ich diesen Job, die Leute und den Ort in der Pfalz recht gelungen und eine schöne Erfahrung. Wenn die anderen Jahrgänge mindestens genauso gut drauf sind, kann ich mir gut vorstellen im nächsten Jahr wieder für die Musik zu sorgen, sollte ich wieder angefragt werden.
Für mich hätte die Nacht auch gerne noch weitergehen können, aber nach Stunden der Konzentration und Tanzens hinter dem Pult, war ich auch froh, die Örtlichkeiten nutzen zu können. Aufgrund der Hitze habe ich 5 Liter Wasser in mich hineingegossen an diesem Abend. Die müssen auch wieder raus. Das meiste wird dabei aber transpiriert, sodass ich fast immer ohne Pausen und dem starten einer Toilettenpausen- Playlist auskomme.
Sobald die Technik wieder verpackt und im Auto war, bekam ich noch eine Cola für den Heimweg und begab mich dann auch auf selbigen.
Als ich am frühen Freitagmorgen dann in mein Bett fiel, verspürte ich etwas, dass sich bei mir nur schwer zeigt. Ich war zufrieden.

Es grüßt herzlich

Das Faultier