Am letzten Wochenende im August um 11 Uhr morgens war es schließlich wieder soweit. Eine kleine, illustre Runde machte sich auf den Weg an die Mosel. Letztes Jahr war ich das erste mal dort und war sofort begeistert. Ich musste erst 27 Jahre alt werden und an die Mosel reisen um in den Genuss gegrillter Pilze zu gelangen und das lauteste Feuerwerk mit Ausnahme der chinesischen Neujahresfeierlichkeiten zu erleben. Aber schon die Fahrt dorthin war ein Erlebnis für sich. Ein Opel Corsa prall gefüllt mit vier Freunden, die Lust auf Weinfest und Feuerwerk hatten. Das Navigationssystem der Fahrerin hatte allerdings die Nacht davor etwas schlecht geschlafen und war dementsprechend auf Krawall gebürstet. Das äußerte sich darin, dass wir nicht lange Autobahnen oder Bundesstraßen fuhren, sondern stattdessen die schöne Landschaft des Hunsrücks und dessen kleine Dörfer immer und immer und immer und immer wieder präsentiert bekamen. Es war ein feines gegurke! Auf einem Abschnitt wurden wir von einem Krankenwagen überholt, den wir wiederum in der nächsten Ortschaft überholten. Sein Ziel war ein Unfall mit einem einzigen Auto, dass sich auf gerader Strecke auf das Dach gelegt hatte. Wie der Fahrer das geschafft hatte, bleibt uns bis heute ein Rätsel. Beeindruckend an dieser Unfallszene war jedoch, dass es Samstag war und somit die Oma, die im Haus neben des Unfalls wohnte, schon mal die Scherben auf der Straße zusammenkehrte, bevor überhaupt der Sanitäter seine Handschuhe anhatte um den Unfallverursacher zu versorgen. Soll ihr keiner nachsagen können, dass Samstag ihre Gass net gekehrt is!
Als wir unser Ziel schon fast erreicht hatten lotste uns das Navigationssystem noch durch einen Ort, zu dem ich seitdem eine ganz besondere Beziehung habe. Ein kleiner Ort, direkt an der Mosel mit nur wenigen Häusern - aber einem Doppelnamen. Dieser Ort ist tatsächlich in zwei Bereiche dieser beider Namen aufgeteilt. Was aber noch niedlicher ist, als der Name sind seine Gässchen. Und durch eben diese lotste uns das Navi! Das war der Punkt, an dem es drohte zu kippen und unsere, ansonsten vegetarisch lebende, Fahrerin knapp davor war wieder Tiere zu essen und einen Zusammenbruch zu erleiden. Es war eng, aber wir kamen durch und letztlich auch am Zielort an. Dem Wochenende stand somit nichts mehr im Wege und wir hatten ein paar Anekdoten bei ein paar Flaschen Wein zum aufarbeiten . Das Feuerwerk am darauffolgenden Tag war dann der Höhepunkt eines, trotz Startschwierigkeiten, rundum gelungen Wochenendes. So stand für mich fest, dass ich dieses Jahr wiederkommen würde, wenn ich denn durfte. Ich durfte, und so machten wir uns wieder zu viert auf den Weg zu unserer Gastgeberin. Dieses mal fragten wir aber Google nach dem Weg um die kleinen Orte hoffentlich zu vermeiden. Nichts gegen kleine Dörfer, solange ich nicht dort durchfahren muss! Eines musste dann aber doch erledigt werden: Uns alle hatte der kleine Ort an der Mosel mit Doppelnamen und kleinen Gassen so beeindruckt, dass wir dort einen Zwischenstopp einlegten. Wir verabredeten uns mit unserer Gastgeberin um in einem Café dort Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen. Ich bin dafür, dass das nun immer so gemacht werden sollte. Wer nimmt schon die Umgehungsstraße, wenn man auch durch diesen Ort gurken kann?!
Aufgrund der extremen Trockenheit der letzten Wochen wurde das Feuerwerk am Sonntag leider abgesagt, wovon wir uns aber nicht den Spaß verderben lassen wollten. In diesem Ort, welcher sich traumhaft in das Moseltal einfügt, leben knapp 5000 "Einheimische" und dann kommen noch mal 3000 Niederländer dazu. (In Chemnitz wäre jetzt schon längst wegen Überfremdung das Abendland untergegangen.) Dementsprechend findet man dort auch oft Schilder, welche zweisprachig beschriftet sind. So auch in dem kleinen Supermarkt um die Ecke unserer Gastgeberin. Wir hätten es nach den Erfahrungen des letzten Jahres eigentlich besser wissen müssen, kauften dann aber doch zu wenig Wein, woraufhin wir nach drei Stunden noch mal dort aufschlugen und die Kassiererin sich ein Grinsen nicht gänzlich verkneifen konnte, als ich den Kommentar "Das sieht nach einer ausgewogenen Mahlzeit aus" fallen lies.
Die Verpflegung war mal wieder tadellos und so kamen wir in den Genuss eines Kartoffelauflaufs und gegrillter Köstlichkeiten(die Pilze sollt es erst später geben). Einen besonderen Dank an den Vater der Gastgeberin für die tolle Verpflegung! Da wir nun mit Essen und Wein eine solide Grundlage gebildet hatten, machten wir uns auf den Weg zum eigentlichen Weinfest.
Eine Person kauft zwar jedes Jahr eine schlechte (da süßer Wein) Flasche, aber wenn man sich immer an Nummer 2 hält, kann man nichts falsch machen und hat ein leckeres Tröpfchen. Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum mir immer die Gläser kaputt gehen. Letztes Jahr war es eindeutig meine Schuld, setzte ich mich doch gedankenverloren auf mein Glas, da ich vergessen hatte, es in meiner Tasche am Hintern gelagert zu haben. Dieses Jahr aber zersprang es einfach in meiner Hand. Ich bin gespannt, was das nächste Jahr für mich bereit hält!
Irgendwann muss auch mal die fleißigste Schlagerband Feierabend machen und so stellte sich die Frage, wo wir als nächstes hingehen würden. Die Antwort war schnell gefunden, da uns Nachmittags von legendären Zuständen in einer bestimmten Kneipe berichtet wurde. Das wollten wir alle natürlich selbst überprüfen und so machten wir uns auf um dort erst mal anstehen zu müssen. Einer Person aus unserer Gruppe gelang es, schon vor allen anderen reinzukommen und öffnete uns die Seitentür. Das fand der Türsteher nicht ganz so lustig, hatten wir doch gerade sein Gewaltmonopol untergraben. Konsequenzen hatte es allerdings keine. So bestellte ich ein paar Bier und als ich mich umdrehte bot sich mir und unserer Gastgeberin ein Bild für die Götter. Unsere Mitstreiter saßen an einem Tisch aneinander gekuschelt und schliefen! Ich ging auf die "Tanzfläche" und vergaß dort wohl etwas die Zeit, da ich irgendwann von einer Freundin unserer Gastgeberin dort aufgesucht wurde, die mir mitteilte, ich solle mal schnell raus, da würde es einem aus unserer Gruppe nicht so gut gehen. Ich begab mich also nach draußen und fand eine Person auf den Pflastersteinen sitzend, den Kopf in die verschränkten Arme gestützt und dösend. Nachdem das andere schlafende Volk eingesammelt war, machten wir uns sodann auf den Heimweg.
Mit nur wenigen Stunden Schlaf und einem Körper, der die Mengen an Traubensaft des Vortages noch umwandeln musste, ging es mir am nächsten Morgen überraschend gut. Mein Vorschlag, gegen Mittag auf die Burg zu wandern(wollte ich letztes Jahr schon), traf nicht den Nerv aller anwesenden Partypeople. Wir gingen dennoch, wenn wir auch zwei aus der Gruppe zurück lassen mussten, und ich erfreute mich der schönen Landschaft und einem Eis. Ich war das letzte Jahr das erste Mal dort und war begeistert. Es ist die Landschaft, die sich einem links und rechts des Flusses bietet, wie die Häuser sich an der Uferstraße entlangschlängeln und sich wunderbar in den Hang einfügen. Das Klima, wir hatten jetzt zwei mal in Folge Glück mit dem Wetter, trägt natürlich auch verstärkt zu diesem Urlaubsfeeling bei. Denn genau das ist es für mich dort. Es ist ein Gefühl von Urlaub. Ein recht kurzer, mit wenig Schlaf und viel Traubensaft, aber dennoch fühle ich mich danach psychisch und emotional erfrischt.
Es grüßt herzlich
Das Faultier