Faultier:

Der Samstag rückt immer näher und es stellt sich mir eine wichtige Frage: steht unser Arrangement für Samstag noch?

Hutliebhaber:

Also für mich stellt sich diese Frage nicht. War doch eine Abmachung unter Ehrenmännern


Damit stand einem Wochenende am Fuße des Westerwaldes nichts mehr im Wege. Ich lernte meinen Gastgeber für das Wochenende vor knapp 4 1/2 Jahren kennen, als ich nach Abschluss meines Schauspielstudiums anfing mich in die Studiumswelt der Bits und Bytes zu begeben. Es dürfte so ziemlich der erste Tag des mathematischen Vorkurses gewesen sein, als sich viele der neuen Studenten und alten Hasen in einer Wohnheimsbar trafen. Da ich im Tischkicker, sowie im realen Fußballspiel, eine ziemliche Pflaume bin, mein Mundwerk hingegen fit wie ein Turnschuh ist, gesellte ich mich zu einem dieser Kicker und kommentierte, mit einem Bier in der Hand, lautstark jede Bewegung auf dem "Platz". Damit war das Eis bei vielen Menschen um mich herum gebrochen und man kam ins Gespräch.
Nach einiger Zeit im Studium stellte sich heraus, dass der Hutliebhaber aus einer Stadt kommt, in der der Wirt meines Lieblingspubs meiner Jugendzeit einen neuen Pub eröffnet hatte. Es war relativ klar, dass wir dort mal gemeinsam einkehren müssen um den ein oder anderen Pitcher zu leeren. Wie das so mit schnell getroffenen Ideen ist, oft sind sie auch genauso schnell wieder in Vergessenheit geraten. Als wir uns letzten Sommer wieder an diese Idee erinnerten, machten wir sie nun in diesem Frühjahr wahr. Nachdem wir den HSV wohl endgültig in zweite Liga geschaut hatten, machten wir uns auf den Weg zu besagtem Pub.

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Man kommt dort herein und sofort beschleicht einen ein eigenartiges Gefühl. Man fühlt sich willkommen! Das Licht ist auf einem angenehmen Pegel. Ich habe auch schon Pubs gesehen, in denen zu dunkle Räume als gemütlich verkauft wurden. Solche Clubs gibt es natürlich auch, nur liegen dort mehr Matratzen auf dem Boden und es gibt feuchte Tücher anstatt Servietten. Das hat mit einem urigen Pub nichts zu tun. Es herrschte eine angenehme Lautstärke und das Publikum war nicht zu jung. An unserem Nebentisch spielte eine Männerrunde Karten, während hinter mir ein Frauenabend stattfand. Ich habe mich dort so wohl gefühlt wie schon sehr lange nicht mehr in einem Lokal. Das Problem mit der Gastronomie in meiner Studentenstadt ist - es ist eine Studentenstadt. Was mir eigentlich so wunderbar gefällt an dieser Stadt, tötet letztendlich die professionellen Gastronomiebetriebe. Es gibt unzählige kleine Kneipen und neue Hipsterbuden mit Inventar vom Sperrmüll und wackelten Stühlen. Alles ganz nett. Aber was diesen Buden fehlt, ist Personal, welches das ganze auch tragen kann. Es hat durchaus seinen Charme, wenn ich zu dicken Lilli(das Café heißt (fast) wirklich so) einen Kaffee trinken gehe, dort in alte Sofas falle und von jungen Studenten bedient werde. Da kann es auch schon mal etwas dauern. Aber ich möchte auch mal abends weggehen können, ohne von 5 völlig überforderten Studenten bedient zu werden. So etwas fehlt hier einfach. Mit professionellem Personal wäre auch mein zweiter Hauptkritikpunkt obsolet. Die Kneipen schließen extrem früh. In besagtem Pub vom Wochenende gab es noch bis halb 1 Küche! Da haben die meisten Kneipen hier schon den Boden aufgewischt und ab 10 gibt es höchstens noch Nüsse. Ein professioneller Gastronom ist eben keine Lisa, 21-Medizinstudentin und muss morgen um halb 8 wieder in der "Bib" sitzen um noch einen klimatisierten Platz zu ergattern. Jetzt soll diese Lisa um Gottes Willen auch in meinem Traum-Fantasie-Pub am Rhein arbeiten dürfen. Aber dann bitte von 17-0:30 Uhr und den Rest übernehmen die "Profis". Oft ist es hier nämlich so, dass die Betreiber gar nicht, oder nicht bis zum Schluss anwesend sind und die Schicht dann von dem Studenten geleitet wird, der schon zwei Stunden länger in diesem Laden arbeitet, als der andere. So kann man einfach keinen guten Service anbieten.

Als ich vor ein paar Wochen mit einer Freundin das Freitagsspiel der Bundesliga in einem "Pub" anschauen wollte kam es zu einem Vorfall, welcher exemplarisch für meine eben genannten Punkte ist. Zunächst einmal wurden wir direkt für jedes Getränk abgerechnet. Nein... bitte macht so etwas nicht. Habt euren Laden im Griff und lasst den Gast nicht alle paar Minuten nach seinem Kleingeld suchen. In diesem "Pub" waren an diesem Abend 5 junge Studentinnen, von denen keine die Betreiberin war. Das Spiel ging los und nach und nach wurden die Fernseher angemacht. Die ersten Gäste wurden schon unruhig. Der Laden hatte sich sehr gefüllt. Nun sah man auf den Bildschirmen, dass jemand durch das Programm von Sky zappte. Da es ein Freitagsspiel ist, lief dort aber, dank der "tollen" Rechtevergabe, kein Spiel. Es lief auf Eurosport. Dort fand aber niemand den richtigen Kanal, weil es jur online übertragen wird. Das mag verstehen wer will, aber so ist es leider. Ich ging rüber zur Bar und fragte, was sie für ein Beamerkabel hätten, wir hätten noch einen Laptop anzubieten mit Eurosport Pass. Ich wurde ungläubig angeschaut und man sagte mir, dass sie hier eigentlich noch nie groß etwas eingestellt hätten. Ich gab auf und wir gingen. Mittlerweile war der "Pub" auch schon über die Hälfte geleert. Dadurch, dass man direkt bezahlen musste, konnte man auch schnell wieder gehen. Es war an diesem Abend kein Mensch dort, der sich auskannte. So verteilte sich der einst volle "Pub" auf andere Lokale und ich glaube der Umsatz war an diesem Abend unterirdisch. "Jaaaa gut, das ist ja auch ein Sonderfall. Nicht jeder kann sich damit auskennen, oder? Das ist schon ein bisschen viel verlangt und unfair den 5 Mädels gegenüber." - Nein! Wenn ein Lokal so etwas anbietet, sollte man auch sicherstellen, dass jemand vor Ort ist, der sich damit auskennt. Punkt. Ich fand es auch unverschämt den 5 Mädels gegenüber, dass sie dort alleine gelassen wurden. Aber dafür kann ich als Gast nichts und nur aus Solidarität möchte ich mir dann auch nicht die Abendplanung versauen lassen.

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Ganz anders im Pub am Rande des Westerwalds. Dort führt jemand den Pub, der sein Fach versteht, der seine Mitarbeiter fair behandelt und Souveränität austrahlt. So hatten wir einen super Abend und nachdem wir vor ein paar Stunden einen verdammt gut gewürzten Chili Cheese Burger mit Pommes verputzt hatten, bekamen wir gegen Mitternacht noch einmal ein kleines Hüngerchen. Kein Problem, denn die Küche hatte ja noch offen. Ich fragte also, was man denn so von Chicken Wings halten würde und las aus einem erfreuten Gesicht, dass dieser Vorschlag gut aufgenommen wurde. Die Frage war nur "10" oder "20" Stück. Dazu bekam ich zu hören "Wenn wir jetzt 10 bestellen, esse ich bestimmt keine 5 mehr davon". Ok, also wären meine anfänglich erdachten 20 Stück zu viel. Die 10 Stück kamen und waren schneller weg als die Mitglieder der SPD. Der Unterschied war nur, dass wir nachbestellen konnten. Was wir dann auch taten. Insgesamt ein sehr gelungener Tag.
Um nicht einen falschen Eindruck zu hinterlassen: Ich liebe meine Studentenstadt am Rhein und wohne hier sehr gerne. Auch mag ich die kleinen Studentenklitschen, bei denen nicht alles hundertprotzentig ist und eine lockere Art herrscht. Aber ein paar mehr Kneipen, die professionell geführt werden, fände ich super. Und damit meine ich nicht Oma Erna's Kneipe, in der man den anderen Gästen gegenüber morgens um 10 Uhr schon hilflos im Alkoholpegel zurückliegt, wenn man dann erst ein Herrengedeck bestellt.
Wenn ich so etwas führen könnte und Gastronom wäre, würde ich es sofort machen. Der Markt dürfte dafür auch hier da sein.

 

Es grüßt herzlich

Das Faultier

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